Montag, 15. September 2008

Whistler!!!

Gestern hab ich meine erste Rockies-Erkundung gestartet.
Um 7 Uhr morgens (Sonntags!) fuhren Eliza und ich mit dem Bus zur Greyhound-Station (Greyhound ist ein Überlandbusnetz, in Kanada gibts nur eine einzige Zugstrecke), wo wir wegen verschiedentlicher Verspätungen mal wieder in letzter Minute den Bus erwischten. Es ging auf einer wunderschönen Strecke am Meer entlang und hinter Squamish in die Berge bis zum Touristen-Resort Whistler, wo wir gegen halb 11 ankamen. Hier gings dann erst mal ins Tourismusbüro, da wir natürlich keine Ahnung hatten, welcher der uns umgebenden Berge denn jetzt überhaupt das Objekt unserer Begierde war, geschweige denn, wie wir ihn erklimmen könnten. Wir bekamen eine Karte und viele Informationen und zogen frohen Mutes los: Um Punkt halb 12 verließen wir Whistler Ort (600 müM) Richtung Gipfel!
Der Sessellift samt Abfahrt ist im Sommer für Mountainbiker umgebaut, vor denen man sich auch beim Aufstieg die ersten 2 km in Acht nehmen musste.
Whistler!!!

Danach wurde es schlagartig ruhig um uns herum, der Weg wurde zum "richtigen" Wanderweg und wir begegneten kaum anderen Wanderern. Da wir irgendwo gehört hatten, dass Bären von Lärm abgeschreckt werden, brachte ich Eliza altes deutsches Wanderliedergut bei, das wir dann auch lauthals ausposaunten.
Die Gegend dort oben ist einfach fantastisch. Ich war wirklich beeindruckt. Einerseits erinnert mich so vieles an die Alpen, stellenweise roch es auch wirklich genauso, dann gibt es aber auch immer wieder Stellen, Pflanzen, Ausblicke, die völlig neu waren. Wirklich sehr faszinierend.
Nach 3 Stunden und etwas mehr als der Hälfte der Strecke (11,5 km) gönnten wir uns eine kurze Mittagspause, da wir allerdings die letzte Gondel (5:30) erwischen wollten (runter gings nämlich umsonst! Und außerdem fuhr der Greyhound um 6:30 wieder Richtung Vancouver ab...), machten wir uns nach einer 1/4 Stunde wieder auf den Weg. Allerdings baute sich bei uns beiden so ganz allmählich ein gewisser Druck auf, je weiter die Zeit fortschritt - denn unser Kalkulationen schienen immer knapper zu werden. Schließlich erreichten wir den Gipfel (2012 m) um 4:15 und hatten noch 5 km vor uns. Das schien machbar, sollte die Gondelstation doch auf 1800 liegen und es dementsprechend jetzt nur noch bergab gehen. Also gönnten wir uns eine kurze Trinkpause und machten uns frohen Mutes an den Abstieg. Nach 20 Minuten kam das nächste Schild: Gondola 4.3 km. Es war 4:40. Wir zogen das Tempo also soweit an, dass wir gerade noch die Kontrolle darüber hatten, nicht zu stolpern, und konnten die atemberaubende Landschaft um uns herum kaum mehr genießen. Das Bild von dem See hab ich da noch schnell im Vorbeigehen gemacht, danach hatten wir weder die Zeit, noch die Kraft, noch Bilder zu machen. Denn dann kam der nächste Aufstieg: Für 10 Minuten ging es steil bergauf. Die Beine schmerzten, der Atem ging stoßweise. Dann gings parallel zum Berg weiter. Das nächste Schild verschlimmerte unsere Aussichten nur: noch 3.3 km. Die Uhr schlug 5. Den nächsten Abstieg nahmen wir im Laufschritt, doch der nächste Berg bezwang uns dann: mit jedem Schritt ging ein Schmerz durch die Oberschenkel. Da ging nichts mehr ohne eine kurze Pause. Dann weiter hoch. Um 5:10 waren wir schließlich auf dem nächsten Gipfel, und dann sahen wir sie: Die Gondelstation! Sie schien ganz nah zu sein und war auf unserer Höhe. Und dann sahen wir das Tal, das uns noch von ihr trennte. Wir liefen hinunter bis zu einem See, um den herum der Weg auf Holzpaletten führten. Auf der anderen Seite gings dann an den letzten Aufstieg. 5:20. Wir kämpften bis zum Anschlag. Und zogen durch, obwohl wir wussten, dass wir es eigentlich nicht schaffen können. Denn der letzte Aufstieg war natürlich der längste von allen - wie könnte es auch anders sein. Ich hatte zumindest die Hoffnung, dass man uns von dort oben bereits gesehen hätte und vielleicht auf uns warten würde. Jetzt jedenfalls waren wir in der Bergflanke verschwunden und hatten keine Ahnung, ob die letzte Gondel schon abgefahren war oder noch nicht. Also gaben wir alles und kamen schließlich um 5:30 auf der Kuppe an. Das zu beschreiben ist echt schwierig: Wir sahen die Gondelstation, in der an einem Stück Gondeln ein- und ausfuhren. Wir sahen Menschen, die gemütlich spazierten. Die Sonne schien auf den Bergrücken. Mir wurde mit einem Mal furchtbar schlecht. Wir hattens geschafft!! Wir gingen schwer keuchend weiter bis zur Gondelstation und konnten uns weder Jubelschreie noch ein blödes Grinsen verkneifen. Und nötigten einen Fremden, ein Gipfelfoto von uns zu schießen. Und dann nahmen wir die nächste Gondel Richtung Tal so gegen 5:40. Die natürlich längst nicht die letzte war.
Zwischendurch hab ich immer wieder gedacht "Das schaffst du nie!", aber es ist wirklich unglaublich, was man aus sich rausholen kann, wenn man nur will. Der nette Mann in der Touristeninformation hatte uns den nötigen Druck aufgebaut, indem er gemeint hatte: "Die letzte Gondel fährt um 5:30, und wenn ihr die nicht bekommt, dann habt ihr ein Problem!". Und mit diesem Statement im Hinterkopf haben wir am Ende geschafft, was wir beide nicht für möglich gehalten hätten. Gerade die letzten Aufstiege haben wirklich an allen Reserven gezehrt, von denen ich bis jetzt gar nicht gewusst hatte, dass sie überhaupt existierten. Dabei war das Problem nicht die Aufstiege selber, sondern dass wir die letzte Stunde quasi im Laufschritt hinter uns gebracht hatten. Und wenn dann zwischendurch immer diese steilen Anstiege kommen, dann ist das auf die Dauer doch echt heftig...
Naja, jedenfalls bin ich megastolz, dass wir das geschafft haben, und im Nachhinein auch sehr froh, dass es doch nicht so gefährlich gewesen wäre, weil nämlich dort oben ein Restaurant und auch noch einige andere Gäste waren, sodass wir zur Not auch irgendwie hätten unter kommen können. Und ich hab gelernt, am Berg nie mehr so knapp zu kalkulieren. Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings auch sagen, dass der Touristeninformateur nur gemeint hatte "Ja, und das letzte Stück gehts noch n bisschen rauf und runter" - was einfach maßlos untertrieben ist... Jedenfalls haben wir uns vorgenommen, an einem der nächsten Wochenenden einen Wochenendtrip an den Whistler zu machen, dann können wir schon morgens starten und das ganze auch wesentlich entspannter angehen. Denn der Whistler ist auf jeden Fall viele Reisen wert!!!

Donnerstag, 11. September 2008

Man lernt nie aus...

In den letzten Tagen hab ich viel gelernt. Hier mal die besten Schmankerl:
- Der Strand wird bei Sonnenuntergang "geschlossen". Das heißt, vier Securityleute (die sowieso in Massen auf dem Campus rumlaufen, weiß der Geier wen bzw. vor wem die beschützen) gehen Punkt 8 (hier geht die Sonne irgendwie schon ziemlich früh unter...) zum Strand runter und schmeißen alle Leute raus. Kein Witz!
- Im Supermarkt gibts schnelle Kassen, in denen man sich nur mit weniger als 15 Artikeln anstellen darf. Ich mich natürlich mit meinem vollen Einkaufswagen angestellt.
- Oder im Schwimmbad: Hier schwimmt man nämlich nicht in Bahnen, sondern die Bahnen sind erst mal nach Geschwindigkeit aufgeteilt (ich bin natürlich in die leerste Bahn gegangen - die Oma-langsam-Bahn) und man schwimmt innerhalb der Bahnen im Kreis!! Als ich dann auf einer Bahn Rückenschwimmen mit 5 Leuten zusammengestoßen bin und mich irgendwann mal jemand darüber aufklärte, dass ich in die falsche Richtung schwimme, hab ich das System dann auch gerafft...
- Letzter Lernort: Die Disko. In Kanada fängt man schon am späten Nachmittag an, sich einzustimmen (sprich: Alkohol zu vernichten) und spätestens um halb neun sollte man sich auf den Weg in die Diskothek seines Vertrauens machen. So geschehen gestern Abend. Dummerweise haben sich etliche Studenten das gleiche gedacht und da es nur eine einzige Studidisko auf dem gesamten Campus gibt (!), standen wir dann an. Und standen. Und standen. Nachdem wir uns um viertel vor 10 (nach über einer Stunde!!) gerade mal 5 Meter bewegt hatten (und noch 15 Meter vor uns hatten), ging ich dann frustriert nach Hause... was lernen wir daraus?! Zur Disko gehen, wenns noch hell ist!!!
Aber es gibt auch schöne Sachen zu berichten:
Gestern Nachmittag nutzte ich das - zur Zeit erstaunlich dauerhaft gute - Wetter, um den mir nächsten Strand zu erkunden. Mit dem Fahrrad gehts ca. 5 Minuten bis zum Waldrand, dort führt dann ein Trampelpfad und schließlich Treppen zu einem wunderschönen Strand hinab.
Bilder gibts hier.

Montag, 8. September 2008

Grouse Mountain

Am Sonntag gings auf erste Erkundungstour der Gegend - Grouse Mountain ist sowas wie der Schlossberg Vancouvers, Tagestouristen- und Städtererholungsziel Nr. 1. Aber für den Anfang wars nicht schlecht :-). Jedenfallls weiß ich jetzt, dass ich nie wieder Sonntags hin will!
Grouse Mountain

Samstag, 6. September 2008

BBQ

ist so etwas wie ein Fluch hier in Kanada - jeden Tag gibt es an einer anderen Ecke aus irgend einem neuen Grund einen BBQ - heute war großer Welcome back to school-BBQ auf dem Unisportplatz. Mit großem Zaun, Securityaufgebot und Lifebühne! Und bitte BBQ nicht mit unserem Grillen verwechseln! BBQ means du kriegst einen Burger in die Hand und kannst dir noch was zu trinken holen!! Aber die Burger werden selbstverständlich frisch belegt :-).
Das große Problem ist allerdings, dass es bei diesem Event ausnahmsweise mal kein Alkoholverbot gab. Trinken in der Öffentlichkeit ist strikt verboten (unter anderem deshalb der Zaun: Dies ist eine Privatveranstaltung!!), außerdem gibts selbst Bier erst ab 19. Das hat natürlich zur Konsequenz, dass die Kanadier es bei jeder Gelegenheit, wos dann mal Alkohol gibt, maßlos übertreiben. Als ich um 6 Uhr auf dem Sportplatz ankam, waren ca 90 Prozent der gut 1000 anwesenden Studenten schon ziemlich knülle. Und hatten einen Heidenspass :-)
Das Feld war nachher übrigens weiß vor leeren Bechern. Müll ist sowieso ein ganz heißes Thema hier. Man ist gerade dabei, ganz langsam das Thema Mülltrennung an die Studierenden heranzutragen. Auf jeder Etage gibt es einen Raum, in dem ist eine Klappe, durch die kann man seinen Müll einfach "verschwinden lassen". Toll!! Keine Arbeit, keine Verantwortung. Natürlich keine Mülltrennung. Als ich dann mal nachgefragt habe, stellte sich heraus, dass es durchaus auch die Möglichkeit der Mülltrennung gibt. Aber da man das ja keinem zumuten möchte, muss man da schon selbst draufkommen und das dann erst mal beantragen. Mülltrennung beantragen!!
Ein anderes Thema ist Kochen. Das kann hier nämlich irgendwie auch keiner. Meine Mitbewohner kochen Lasagne aus der Fertigpackung (Mikrowelle), Chickenstäbchen (Minibackofen) oder Käsenudeln (natürlich Mikrowelle). Auch in den Geschäften muss man schon genau suchen, bis man mal sowas wie "Backpulver" entdeckt - zwischen der Muffin-Fertigpackmischung und der Mikrowellen-Schokosauce. Vanillezucker hab ich bis jetzt vergeblich gesucht. Und um das ganze auch noch zu einem moralischen Desaster zu deklamieren, ist es natürlich ungefähr 5 Mal so teuer, sämtliche Zutaten für ein Essen zu kaufen, als die Fertigpackung...
Hab heute trotzdem Kartoffelsuppe gekocht statt einen Burger zu essen. Stolz! Die vegetarischen Burger sind nämlich echt lecker!
Außerdem hab ich mich heute schweren Herzens entschieden, 2 meiner Kurse zu eliminieren - 5 ist einfach viel zu viel. Spanisch und die First Nations vielen den Kürzungen zum Opfer. Dafür hab ich jetzt Dienstags frei! Hat auch was für sich :-)

Donnerstag, 4. September 2008

Unialltag

Inzwischen hab ich schon einige Kurse gehabt und bin sehr zufrieden mit meiner Auswahl!
Kurse sind hier fast alle nur vormittags, außerdem hat man MoMiFr und DiDo denselben Stundenplan. Jeder Kurs hat insgesamt 3 Zeitstunden Lecture, bei manchen kommt dann noch eine discussion group dazu. Der Stundenplan ist also recht entspannt. Eher unentspannt ist dagegen das Pensum an Texten, die es zur Vorbereitung zu bewältigen gilt. Ich würd mal überschlagen, dass ich am Tag so 3 bis 4 Stunden brauche, um zu lesen, vorzubereiten und Hausaufgaben zu machen. Hinzu kommen pro Kurs im Schnitt ein mid-term-exam, ein final-exam, zwei Papers mit ca. 7 Seiten und eine presentation. Ziemlich viel also. Dafür sind meine Kurse aber allesamt ziemlich interessant. Ich hab einen über die First Nations of British Columbia, einen über Europäische Kultur und Identität mit Schwerpunkt auf Deutschland (bin schon sehr gespannt, was hier so für ein Bild vermittelt wird :-)), einen zu Literatur des Existenzialismus (Hegel auf Englisch, ich freu mich schon...), einen Spanischkurs und ein Seminar "Religion und Gesellschaft". Ich denke mal, dass ich das Pensum allerdings nicht das ganze Semester halten kann. Das Problem ist nur, dass ich mich bis Ende nächster Woche entscheiden muss, welchen Kurs ich rausschmeiße, ich aber bis jetzt alle toll finde...Werd wohl losen müssen...
Hier noch einige Bilder, die ich gestern beim Lernen geschossen hab :-)
Lernen am Strand

übrigens! Ich habe jetzt ja auch eine feste Adresse:
Cornelia Wolf
Box 69
5959 Student Union Boulevard
Vancouver, BC V6T 1K2
und freue mich sehr über Post!

Montag, 1. September 2008

auf dem Campus

bin vorgestern in mein Zimmer eingezogen! Aussicht ist der Hammer, Zimmer ist sehr gemütlich, Mitbewohner allesamt nett, Wohnung ist relativ groß und wir haben ein Bad!! :-) Das beste ist aber, das man das Meer nicht nur sehen kann, sondern durch dichten Regenwald runter zum Strand nur 10 Minuten braucht. Und dann das Meer in seiner endlosen Weite vor sich hat... Ich kanns immer noch nicht glauben, dass das jetzt mein Alltag ist!
Morgen fängt die Uni an, bin mal sehr gespannt, wie das hier so läuft!
hier mal einige Bilder...
auf dem Campus